Lichtstärke

Große Blendenöffnungen können viel Licht auf den Film einfallen lassen, kleinere Öffnungen aber nur wenig. Die Frage ist aber: Wie viel Licht kann ein Objektiv denn überhaupt durchlassen, wenn man die Blende ganz geöffnet hat? Da unterscheiden sich die Objektive sehr stark voneinander: das eine mehr, das andere weniger... Grundsätzlich kann man zunächst nur sagen: Je größer die Frontlinse des Objektivs ist, umso mehr Licht kann zum Film kommen.

Diese maximale Öffnung bezeichnet man als die Lichtstärke eines Objektivs, man sagt: Dieses Objektiv hat Lichtstärke 2,8 - das bedeutet, man kann die Blende bis 2,8 aufmachen, dann ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Lichtstärke eines Objektivs ist übrigens das, was maßgeblich den Preis bestimmt. Das hat einen einfachen Grund: Die Lichtstärke hängt ja schließlich von der Größe der Frontlinse ab! Wenn wir in ein Fotogeschäft gehen und ein Objektiv kaufen wollen, dann zeigt uns der Verkäufer eine bestimmte Brennweite und sagt dazu: 'Das hier hat Lichtstärke 4 und kostet 200 Euro.' Ist uns aber nicht genug - 'Haben Sie die gleiche Brennweite auch mit Lichtstärke 2,8?' 'Aber klar, macht dann aber schon 1.500 Euro.!' 'Und mit Lichtstärke 2,0?' 'Können wir Ihnen gerne bestellen, kostet dann aber [Gefummel mit dem Taschenrechner] 11.376.- Euro!'







Größenvergleich zwischen Canon EF 2,8/200 L (oben) und EF 1,8/200 L (unten). Der Preisunterschied entspricht in etwa den unterschiedlichen Gewichten!

Exakt betrachtet, verhalten sich die Dinge so: Die Blendenzahl gibt das Verhältnis zwischen wirksamer Blendenöffnung und Brennweite an. Da der Durchmesser der Blende aber niemals größer als der Durchmesser der Frontlinse sein kann, ist also die Frontlinse das tatsächlich begrenzende Element. Genaueres kann unter dem Stichwort 'Blende' nachgelesen werden.

Der eigentliche Nutzen von lichtstarken Objektiven wird unter den Stichworten 'Schärfentiefe' und 'Belichtungszeit' besprochen. Trotzdem möchte ich hier aber auf einen weiteren Effekt der Lichtstärke hinweisen, nämlich die Helligkeit des Sucherbildes. Diese hängt zunächst einmal von der Kamera selbst bzw. von den darin verwendeten Bauteilen ab. Beteiligt sind a) die Mattscheibe, auf die das Bild gespiegelt wird, und b) das Prisma, das das Bild auf die Mattscheibe umlenkt.

Die Mattscheibe kann entweder recht einfacher Natur sein oder auch eine High Tech-Lasermattscheibe, die aber auch ihren Preis hat. Der Unterschied in der Helligkeit des Sucherbildes ist aber deutlich wahrnehmbar. Das Prisma kann ein echtes Prisma aus Glas sein oder aber ein sog. Porro-Prisma, zusammengeklebt aus Spiegeln. Natürlich ist ein Porro-Prisma erheblich leichter als ein richtiges, und manch einer wird die Gewichtsersparnis auch begrüßen. Das Sucherbild fällt aber wahrnehmbar dunkler aus.

Bei Sonnenlicht fällt der Unterschied nicht allzusehr ins Gewicht - wenn man aber in der Dämmerung oder in der Nacht fotografiert, hat man mit der Dunkelheit im Sucher sehr zu kämpfen. Auch die Gewichtsersparnis relativiert sich letztlich doch: Leichte Kameras neigen bei Freihandaufnahmen viel stärker zum Verwackeln als schwerere. Auch die Bewegungsenergie des Spiegelschlags im Moment des Auslösens wird von einer schweren Kamera wesentlich besser neutralisiert als von einer leichten.